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Freitag, 30. Dezember 2016

Wohin im neuen Jahr?

Arthur Aron Segal (1875–1944), Straßenansicht in Berlin, 1912, Öl auf
Karton/Holz -- Vorlage: Stadtmuseum Berlin
Warum nicht zwischen Mittagessen und Kaffeetrinken nach Berlin? Im Museum Schlösschen im Hofgarten ist ein solcher Kurzabstecher kein Problem, denn die aktuelle Winterausstellung »Liebermann bis Pechstein — Stadtansichten Berlins in der Malerei der Berliner Secession« bietet die Möglichkeit, hochkarätige Kunstwerke im Original zu genießen und sich dabei in die Hauptstadt entführen zu lassen.

Unter den 19 Künstlern, aus deren Ateliers die ausgestellten Bilder stammen, ist auch Arthur Aron Segal (1875–1944) vertreten. Der aus Jasy in Rumänien stammende Künstler wandte sich 1889 der Malerei zu und kam 1892 nach Berlin, wo er Meisterschüler von Eugen Bracht wurde. 1895 besuchte er die Académie Julian in Paris und ging dann nach München. 1904 kehrte Segal nach Berlin zurück, beteiligte sich ab 1907 an den Ausstellungen der Berliner Secession. 1933 emigrierte er nach Mallorca und ließ sich anschließend in London nieder und gründete eine Malschule, die er 1939 nach Oxford verlegte.

Das Bild »Straßenansicht in Berlin« entstand 1912 und ist in Öl auf Karton und Holz gemalt. In Wertheim hängt es als Leihgabe des Stadtmuseums Berlin.

Ein 40-seitiges Begleitheft, das gegen eine geringe Gebühr an der Museumskasse erworben werdne kann, stellt Segal und die anderen Künstler sowie ausgewählte Ausstellungsstücke detaillierter vor.

Sonntag, 27. November 2016

Tipp für die Adventszeit

Franz Skarbina, Böhmische Kirche am Heiligen Abend, um 1903, Öl auf Leinwand,
130 cm x 99 cm, Stiftung Stadtmuseum Berlin

Ein Ausflug ins Schlösschen lohnt immer, insbesondere zu den Sonderausstellugen. Im Moment läuft »Liebermann bis Pechstein — Stadtansichten Berlins in der Malerei der Berliner Secession«.

Zu den 19 ausgestellten Künstlern gehört auch Franz Skarbina (1849—1910), der 1892 gemeinsam mit Max Liebermann und Walter Leistikow die Künstlervereinigung der XI ins Leben gerufen hat. Sie war eine Vorläuferin der Berliner Secession, zu deren Gründungsmitgliedern Skarbina 1898 gehörte.

Sein Gemälde »Böhmische Kirche am Heiligen Abend« wird beherrscht von der hier monumental erscheinenden barocken Böhmischen oder Bethlehems-Kirche der schlesischen Gemeinde. Die erwartungsfrohe Stimmung wird durch den Farbkontrast des schwachen bläulich-violetten Tageslichts und des kräftigen gelben Lichts der Kirchenfenster und durch die zu einem Punkt strebenden Menschen unterstrichen.

Die Kirche aus dem 18. Jahrhundert fiel dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer, die Ruine wurde nach dem Krieg abgerissen.

Zu diesem Bildern und ihren Malern gibt es weitere Angaben in einem 40-seitigen Begleitheft, das im Museum gegen eine geringe Schutzgebühr erworben werden kann.

Donnerstag, 27. März 2014

Max Kruses Siegesbote

Für das Museum Schlösschen im Hofgarten beginnt am Samstag, 29. März, um 14 Uhr die neue Saison. Zum Start wird ein Querschnitt durch die von Wolfgang Schuller gestiftete Sammlung zur Berliner Secession gezeigt. Durch weitere Stiftungen und Leihgaben neu dazu gekommen sind mehrere Gemälde, unter anderem von Wilhelm Trübner (1851–1917), sowie französisches Porzellan und eine Bronze des Bildhauers Max Kruse (1854–1942), des Ehemanns der Puppenmacherin Käthe Kruse und Mitglieds der Berliner Secession. Das Original dieser Skulptur befindet sich in der Alten Nationalgalerie in Berlin, Kopien unter anderem im Berliner Theater des Westens und nun im Schlösschen im Hofgarten.

Für die Mitglieder des Förderkreises Schlösschen im Hofgarten findet eine Matinée am Sonntag, 30. März, um 11.15 Uhr statt.


Max Kruse, Der Siegesbote von Marathon, Bronze, 1881 -- Foto: Kurt Bauer

Montag, 16. September 2013

Führung zu Ulrich Modersohn

Zur Sonderausstellung mit Werken von Ulrich Modersohn bietet das Grafschaftsmuseum am Donnerstag, 19. September, um 19 Uhr eine Führung mit Museumsdirektor Dr. Jorg Paczkowski an. Die Ausstellung mit dem Titel »Ulrich Modersohn — dem Unerklärlichen Gestalt geben« zeigt eine Retrospektive aus Anlass des hundertsten Geburtsjahres des Künstlers.

Ulrich Modersohn, geboren 1913, fiel 1943 in Russland. Wie sein jüngerer Bruder Christian (1916–2009) hatte auch Ulrich als Sohn Otto Modersohns und seiner dritten Frau Louise Modersohn-Breling die künstlerische Begabung geerbt. Beeinflusst wurde seine künstlerische Entwicklung vor allem durch das Erlebnis der Landschaften um Fischerhude und die Allgäuer Alpen, wo die Familie Modersohn seit 1930 ein Haus bei Hindelang hatte.

Eine kleine Besonderheit dieser Ausstellung sind auch die Aquarelle, die Ulrich Modersohn als Elfjähriger in Wertheim malte, denn er hat seine Eltern bei den Malaufenthalten in Wertheim ab 1922 begleitet.

Die Ausstellung endet am Sonntag, 29. September. Noch etwas länger, nämlich bis 3. November, sind die Fischerhuder Bilder von Otto Modersohn im nahe gelegenen Museum Schlösschen im Hofgarten zu sehen.

Informationen zu beiden Ausstellungen gibt es im Grafschaftsmuseum, Telefon 09342/301-511, E-Mail: grafschaftsmuseum@t-online.de.

Ulrich Modersohn, Wertheim mit Spitzem Turm, 1924
Vorlage: Otto-Modersohn-Museum Fischerhude

Dienstag, 10. September 2013

Die Tänzerin mit dem gelben Schal

»Max Slevogt, Ludwig Thoma und die Tänzerin Marietta«, ist ein Vortrag überschrieben, den Dr. Constanze Neuendorf-Müller im Juni gehalten hat. Wegen des großen Interesses wird er am Dienstag, 1. Oktober, um 19 Uhr im Gartensaal des Schlösschens wiederholt.

Ausgangspunkt ist das Gemälde aus der Stiftung Schlösschen im Hofgarten, das aus der Zustiftung von Wolfgang Schuller stammt und das die Tänzerin Marietta di Rigardo zeigt. Slevogt malte sie um 1904 mehrmals. Die dargestellte exotische Schönheit hatte in Berlin und München einen großen Kreis von berühmten Verehrern. Welche Rolle Ludwig Thoma und ein gelber Seidenschal dabei spielen, wird der Lichtbildervortrag klären, der um 19 Uhr im Saal des Museums beginnt. Der Eintritt kostet 3,50 Euro.

Dr. Constanze Neuendorf-Müller bei ihrem ersten Vortrag
im Juni 2013 im Gartensaal. -- Foto: Elmar Kellner

Samstag, 31. August 2013

Im Herbst nach Wertheim!

Otto Modersohn, »Dorfstraße mit Holunderbusch«, 1920
Vorlage: Otto-Modersohn-Stiftung
Der Sommer geht zu Ende, und ein hoffentlich schöner Herbst lässt Raum für spannende Ausflüge. Warum nicht mal nach Wertheim fahren, um ein wunderschönes Schlösschen-Museum in einem alten Landschaftspark zu besuchen? »Dorfstraße mit Holunderbusch« heißt ein 1920 entstandenes Gemälde von Otto Modersohn (1865–1943), das zurzeit in der Ausstellung »Otto Modersohn – die 20er Jahre in Fischerhude« im Schlösschen gezeigt wird. Die erfolgreiche Ausstellung mit Werken des in Wertheim bestens bekannten westfälischen Künstlers, der die romantische Stadt an Main und Tauber sehr geliebt und jahrelang hier gemalt hat, wird als Doppelausstellung gezeigt. Gleichzeitig werden im nur wenige Minuten entfernten Grafschaftsmuseum Bilder seines Sohnes Ulrich (1913–1943) ausgestellt. Der Titel dieser Schau lautet »Ulrich Modersohn – dem Unerklärlichen Gestalt geben. Eine Retrospektive des Unvollendeten aus Anlass seines 100. Geburtstages«. Während die Ausstellung im Schlösschen bis zum 3. November geöffnet ist, endet die Ulrich-Modersohn-Ausstellung bereits am 30. September. Im Modersohnsaal des Grafschaftsmuseums sollen danach wieder die dort beheimateten fränkischen Bilder Otto Modersohns gezeigt werden, die bis vor kurzem nach Feuchtwangen ausgeliehen waren.

Sonntag, 28. Juli 2013

Geschenk: Max Kruses Siegerbote

Der Siegerbote von Marathon: Diese Plastik überreichte (von links) Dr. Benno K.
Lehmann an Dr. Jörg Paczkowski und OB Stefan Mikulicz. -- Foto: Elmar Kellner
Es war eine Szene, wie sie so typisch scheint für den Kunsthistoriker, -sammler und -mäzen Dr. Benno K. Lehmann. Die Ausstellungseröffnung mit Werken von Otto Modersohn war gerade zu Ende, die rund 100 Besucher hatten sich in die oberen Stockwerke des Schlösschens im Hofgarten begeben, um die dort präsentierten Bilder zu bewundern, da eilte Lehmann davon. Um gleich darauf wiederzukehren. Denn er hatte ja noch etwas mitgebracht, das er nun in einem Beutel bei sich trug: Die Bronzeplastik »Der Siegerbote von Marathon«, eine der bekanntesten Arbeiten des Bildhauers Max Kruse aus dem Jahr 1881, die er nun an Oberbürgermeister Stefan Mikulicz und Museumsdirektor Dr. Jörg Paczkowski übergab. Das Original ist in der Alten Nationalgalerie in Berlin zu sehen, eine Kopie steht auf der Westseite des Daches des Theaters des Westens, ebenfalls in der Hauptstadt, und eine weitere nun dank der Großzügigkeit Lehmanns im Schlösschen im Hofgarten.

Der Grund für die Gabe mutet skurril an. Im demnächst erscheinenden 88. Band des »Lexikons der Bildenden Künstler« ist auch das Wertheimer Museum vertreten ― und die Information, dass sich darin die Bronzeplastik Kruses befindet. Und diese Information stimmt nun.

Max Kruse ist im Übrigen nicht irgendwer in der Kunstwelt. »Er passt hierher«, merkte Lehmann an, denn Kruse war Mitglied der Berliner Secession. Und er gehörte der Akademie der Künste in Berlin an, bei deren Ausstellung 1881 sein »Siegerbote von Marathon« den sogenannten Rompreis gewann. Vielleicht aber noch bekannter als der Bildhauer ist Katharina Simon, die durch die Heirat mit ihm zu Käthe Kruse und später als »Puppenmutter« weltberühmt wurde. Ein gemeinsamer Sohn wiederum, nach dem Vater ebenfalls Max genannt, reüssierte als Kinderbuchautor und schuf unter anderem »Urmel aus dem Eis«.

Und Benno K. Lehmann wäre nicht der, der er ist, würde er aus all diesen Komponenten nicht die Idee für eine Ausstellung entwickeln. Man darf gespannt sein. ek (Aus: Fränkische Nachrichten)

Freitag, 21. Juni 2013

Slevogt-Ausstellung geht bald zu Ende

Eine öffentliche Führung mit Museumsdirektor Dr. Jörg Paczkowski bildet am Samstag, 29. Juni, um 16 Uhr den offiziellen Abschluss der Ausstellung »Max Slevogt (1868–1932) — ein deutscher Impressionist zu Gast im Hofgartenschlösschen«, die seit Ende März fast 50 Meisterwerke des Künstlers zeigt. Zum letzten Mal kann die Ausstellung am Sonntag, 30. Juni, besucht werden. Danach beginnt der Abbau.

Eines der Lieblingsbilder der Besucher ist eine Leihgabe der
Sammlung Wolfgang Schuller, ein Ölgemälde, das Slevogts
Ehefrau im Garten in Neukastel zeigt. -- Repro: Kurt Bauer

Montag, 10. Juni 2013

Mit Slevogt in Syrakus

Papyrusstauden bei Syrakus-Anapos, 1914, Öl auf Leinwand
Vorlage: Slevogt-Galerie Villa Ludwigshöhe
Noch knapp drei Wochen besteht die Gelegenheit, unsere Sonderausstellung »Max Slevogt (1868–1932) — ein deutscher Impressionist zu Gast im Hofgartenschlösschen« zu sehen. Mit Ultimo, 30. Juni, schließt sie. Zu den knapp 50 Meisterwerken Slevogts, die gezeigt werden, gehört auch diese Leihgabe der Max-Slevogt-Galerie der Edenkobener Villa Ludwigshöhe. Deren Leiterin, Dr. Sigrun Paas, schreibt zu dem Bild:

Ein halbes Jahr vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges erfüllte sich Max Slevogt 1914 einen lang gehegten Jugendtraum: Mit mehreren Freunden unternahm er eine Ägyptenreise. Der Orient beschäftigte Slevogt, seit ihn Baron Kleudgen als Vierzehnjährigen mit den Geschichten aus Tausendundeiner Nacht vertraut gemacht hatte. Nicht von ungefähr hatten seine ersten, 1902 angefertigten, Buchillustrationen Ali Baba zum Thema.

Die Ägyptenreise war für Slevogt eine äußerst fruchtbare Zeit. Innerhalb von fünf Wochen entstanden 21 Gemälde, 28 Aquarelle und zahlreiche Bleistiftskizzen. 20 Gemälde verkaufte Slevogt an die Dresdener Galerie, wobei er großen Wert darauf legte, dass die Bilder als Konvolut zusammen blieben.

Während die Reisenden auf dem Hinweg die kürzeste Strecke gewählt hatten, ließen sie sich für die Rückfahrt mehr Zeit. Von Ägypten aus war die erste Etappe Syrakus auf Sizilien, das am frühen Nachmittag des 24. März erreicht wurde. Während des knapp zweiwöchigen Aufenthaltes entstanden auch hier mehrere Bilder. In seinem Bilderverzeichnis trug Slevogt zu den Papyrusstauden am Fluss Anapos bei Syrakus ein: „gemalt Mittwoch, den 1. April 1914 nachmittags, zwischen ¾ 3 bis ½ 6“. Das nur vordergründig ganz in Blau und Grün getauchte Bild erinnert in seiner vielschichtigen Farbigkeit an die Gartenbilder Monets. Pflanzen, Wasser, Himmel und Sonnenlicht verschmelzen zu einer heiter-nachdenklichen Stimmung. Im Werk Slevogts nimmt diese intime Darstellung eines verwunschenen Winkels eine Sonderstellung ein. Allein Impressionen der pfälzischen Landschaft können ihm in der Tonlage an die Seite gestellt werden.

Dienstag, 4. Juni 2013

Marietta im Gartensaal

Dr. Constanze Neuendorf-Müller bei ihrem Vortrag im Gartensaal
des Schlösschens im Hofgarten -- Foto: Elmar Kellner
 Der frühere Bundespräsident Roman Herzog sagte einmal über sie: »Heute weiß kein Mensch mehr, wer sie ist. Sie war einige Jahre mit dem Schriftsteller Ludwig Thoma verheiratet,  (...) nicht mit großem Erfolg.« Den Wertheimer Kunstfreunden müsste zumindest ihr Bildnis vertraut sein, hängt doch das von Max Slevogt 1904 gemalte Porträt als wichtiger Bestandteil der Sammlung von Wolfgang Schuller seit Jahren im Museum Schlösschen im Hofgarten. Am Sonntagnachmittag war die Dame mit dem gelben Schal vorübergehend in den Gartensaal »umgezogen«, wo Kunsthistorikerin Dr. Constanze Neuendorf-Müller sie, ihr Leben, ihr Umfeld und ihre Zeit in Wort und Bild näher vorstellte.

Der Vortrag war sozusagen der Auftakt des letzten Monats, in dem die Sonderausstellung »Max Slevogt (1868–1932) – ein deutscher Impressionist zu Gast im Hofgartenschlösschen« hier noch zu sehen ist.

»Max Slevogt, Ludwig Thoma und die Tänzerin Marietta« hatte Frau Neuendorf-Müller ihre Ausführungen überschrieben, deren Ausgangspunkt eben jenes Porträtbild mit dem Titel »Die Tänzerin Marietta di Rigardo« war. »Genauso exotisch und geheimnisvoll wie ihr Name, war auch das Leben dieser Marietta, die uns im Folgenden, weit weniger exotisch, auch unter den Namen Maria und Marion begegnen wird«, sagte die Referentin.

Doch ehe sie sich der Hauptfigur der Veranstaltung näher zuwandte, ging sie zunächst darauf ein, wie Slevogt um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert von München nach Berlin kam und wie er sich, schon bevor er die Tänzerin verewigte, mehrfach künstlerisch mit der Welt des Theaters und des Varietés auseinandersetzte.

Marietta di Rigardo habe er wohl 1904 erstmals tanzen gesehen. Geboren war sie 1880 in Manila unter dem Namen Maria Trinidad de la Rosa. Um die Eltern gibt es manche Verwirrung. »Nach manchen Quellen war sie die Tochter eines Schweizer Portiers oder gar eines Generalkonsuls, und die Mutter soll eine Inderin gewesen sein. Andere Versionen besagen, der Vater sei im Exporthandel tätig gewesen und die Mutter in Manila geboren, aber eine Spanierin.«

Zur Tänzerin ausgebildet wurde Maria in der Schweiz, wo sie schließlich bei ihrem Vater lebte und den Familiennamen Germann annahm. Mit der Heirat mit dem Berliner Schriftsteller und Komponisten Georg David Schulz wurde aus Maria Trinidad de la Rosa beziehungsweise Maria Germann dann Maria Schulz, die in dem von ihrem Ehemann geleiteten Kabarett »Zum Siebenten Himmel« als Tänzerin unter dem Künstlernamen Marietta di Rigardo auftrat und, so Constanze Neuendorf-Müller, große Erfolge feierte. »Hier traf sie auch Max Slevogt, der von ihr so beeindruckt war, dass er gleich mehrere Bilder von ihr schuf.« Slevogt selbst habe von acht Öl-Skizzen gesprochen, bekannt seien sieben Skizzen und ein Gemälde sowie eine Radierung, die aber nur als »Tänzerin« bezeichnet werde.

In ihrer Vorstellung der verschiedenen Werke ging die Referentin vor allem auf jenes ausgeführte Gemälde ein, das in der Dresdner Galerie der Neuen Meister zu bewundern ist. »Gemeinsam ist den genannten Arbeiten von Slevogt, dass sie die Tänzerin bei der Aufführung zeigen. (...) Allein unser Bild aus der Sammlung Schuller ist ein reines Porträt, das nicht in der Art der Slevogtschen Rollenstudien erscheint. (...) Dennoch ist eine zeitliche Nähe der verschiedenen Marietta-Bilder zu erkennen, trägt sie doch auf allen Bildern das blaue schulterfreie Kleid und den gelben Schal.«

Mit Marietta habe der Maler seinen Durchbruch feiern können. »Und offenbar war seine Bewunderung für die Tänzerin sehr groß, hatte er ihr doch einen wertvollen gelben Seidenschal geschenkt, eben den auf den Bildern, der beim Tanzen ihre Bewegungen unterstrich. Sie soll ihn noch bis zu ihrem Tod besessen haben.«  ek -- (Aus: Fränkische Nachrichten)

Mittwoch, 29. Mai 2013

Mit Slevogt in der roten Laube

Rote Laube mit Gewitterwolken, 1893, Öl auf Pappe 
Vorlage: Slevogt-Galerie Villa Ludwigshöhe
Verbunden mit einer Erinnerung an den Vortrag zur Ausstellung am kommenden Sonntag, soll ein weiteres Gemälde vorgestellt werden, das zu den fast 50 Meisterwerken der Sonderaustellung »Max Slevogt (1868–1932) — ein deutscher Impressionist zu Gast im Hofgartenschlösschen« gehört, die noch bis zum 30. Juni geöffnet ist. Es ist eine Leihgabe aus Edenkoben. Dr. Sigrun Paas von der Max-Slevogt-Galerie der dortigen Villa Ludwigshöhe stellt das Bild so vor:

In dieser Landschaft spielt das Atmosphärische die Hauptrolle. Der Pinselstrich ist breit, aber die Farbe ist mit viel Malmittel verdünnt, so dass nur an den Rändern der Striche satte Spuren stehen bleiben. Von einem als »rote Laube« definierten Vordergrund, der bis auf die Farbe Rot und das Laubwerk eines Baumes links ziemlich abstrakt bleibt, geht der Blick talwärts, über die Laube hinweg in die weite Ebene. Ein denkbarer Horizont verschwimmt im Dunst der Ferne mit dem Himmel. Auf das tiefe Braun des Bildvordergrundes antwortet ein helleres Braun im vorderen Himmelsbereich, das als Gewitterwolke interpretiert wird. Hinter dem Rand dieser Wolke breitet sich Helligkeit aus. Blau, mit Weiß und sehr hellem Beige gemischt, suggeriert Sonnenlicht, das durch die sich verziehenden düsteren Regenwolken bricht. 

Die Skizze zeigt, wie fasziniert Slevogt von Wetterbeobachtungen war, für die ihm die Anhöhe, auf der Neukastel liegt, eine wunderbare Ausgangsposition geboten hat. Hier nahm sein Interesse an den Erscheinungen des Lichtes seinen Ausgang, die frühen Neukasteler Landschaften sind seine ersten Schritte auf einem Terrain, das die französischen Impressionisten bereits erobert hatten: die Freilichtmalerei, mit besonderer Gewichtung der Landschaft.

Mittwoch, 15. Mai 2013

Marietta und der gelbe Seidenschal

Ein Lichtbildervortrag mit dem Titel »Max Slevogt, Ludwig Thoma und die Tänzerin Marietta« steht am Sonntag, 2. Juni, auf dem Rahmenprogramm der laufenden Sonderausstellung »Max Slevogt (1868–1932) — ein deutscher Impressionist zu Gast im Hofgartenschlösschen«. Referentin ist Dr. Constanze Neuendorf-Müller vom Wertheimer Grafschaftsmuseum. Die Veranstaltung beginnt um 17 Uhr im Gartensaal des Schlösschens.

Ausgangspunkt ist das Gemälde Slevogts, das die Tänzerin Marietta die Rigardo zeigt. Es kam durch Zulegung der ehemaligen Stiftung Wolfgang Schuller zur Stiftung Schlösschen im Hofgarten in den Besitz des Museums.  Slevogt malte Marietta um 1904 mehrmals. Die exotische Schönheit hatte in Berlin und München einen großen Kreis von berühmten Verehrern. Welche Rolle Ludwig Thoma und ein gelber Seidenschal dabei spielten, wird der Vortrag klären.

Max Slevogt, Die Tänzerin Marietta di Rigardo, um 1904 -- Repro: Ringfoto Lutz Wertheim

Dienstag, 14. Mai 2013

Nina mit Kirschenhut

Nina mit Kirschenhut, 1911, Öl auf Leinwand -- Vorlage: Slevogt-Galerie Villa Ludwigshöhe
Zu den fast 50 Meisterwerken der Sonderaustellung »Max Slevogt (1868–1932) — ein deutscher Impressionist zu Gast im Hofgartenschlösschen«, die noch bis zum 30. Juni gezeigt wird, gehört diese Leihgabe aus Edenkoben. Dr. Sigrun Paas von der Max-Slevogt-Galerie der dortigen Villa Ludwigshöhe stellt das Bild mit diesen Worten vor:

Aus der umfangreichen Zahl der Porträts von Familienangehörigen sind Slevogts Bildnisse seiner Kinder nicht wegzudenken. Es fällt auf, dass der Vater seine Kinder nie beim Spielen oder in Bewegung festhielt, sondern das lebhafte und kindliche Moment allein durch die Kostümierung oder die fröhlichen Farben zum Ausdruck brachte. Dies gilt für die Darstellung Wolfgangs und Ninas im Indianerschmuck ebenso wie für dieses strenge Porträt der Tochter in einem Festtagskleid. Die Fünfjährige trägt dunkle Strümpfe und Schuhe, ein weißes, ins bläuliche schimmernde Kleid und einen ausladenden Hut, an dem zur Verzierung drei Kirschen angebracht sind. In die schulterlangen Zöpfe sind Schleifen eingebunden, das Mädchen hält mit beiden Händen einen kleinen Blumenstrauß. Obwohl das Kind ernst dreinblickt, als sei es von seinem eigenen feierlichen Aufzug und der Porträtsitzung beim Vater etwas eingeschüchtert, strahlt das Bild doch eine fröhliche Atmosphäre aus. Dies liegt vor allem an den hellen Farben des Gesichtes und der Kleidung, den bunten Tupfern der Blumen und der Kirschen, die sich stark von einem einfarbigen dunklen Hintergrund abheben. Slevogt hat das Porträt mit breiten Strichen auf die Leinwand gesetzt, ohne dass das Gemälde dadurch etwas an Feinheit und Intimität einbüßen würde.

Dienstag, 7. Mai 2013

Der Künstler mit Strohhut

Selbstbildnis mit Strohhut, 1906, Öl auf Pappe -- Vorlage: Slevogt-Galerie Villa Ludwigshöhe
»Max Slevogt (1868–1932) — ein deutscher Impressionist zu Gast im Hofgartenschlösschen« heißt die Sonderausstellung im Schlösschen, die noch bis Ende Juni zu sehen ist. Eines der fast 50 ausgestellten Meisterwerke stellt Dr. Sigrun Paas von der Max-Slevogt-Galerie der Villa Ludwigshöhe in Edenkoben, aus der ein Großteil der Leihgaben der Ausstellung stammt, so vor:

Das Porträt nimmt von Anfang an eine herausragende Stelle im Schaffen Slevogts ein. Unter den gegen Ende der 80er Jahre entstandenen, in dunklen Farben gehaltenen Bildnissen gibt es nicht wenige Selbstporträts. Da Slevogt im folgenden Jahrzehnt hauptsächlich an großfigurigen, thematischen Kompositionen arbeitete, musste er seine Sinne für die Wiedergabe von Gesichtern schärfen. Unter dem Einfluss der französischen Impressionisten, vor allem Manets, verändert sich seine Palette. Auf dem »Selbstbildnis mit Strohhut« dominieren lichte Farben, vor allem der gelb glänzende Hut und das helle Hemd vermitteln eine sommerliche Atmosphäre. Gegenüber den früheren Selbstporträts unverändert sind die Nachdenklichkeit im Blick des Malers und der prüfende, Distanz schaffende Blick, der kritisch auf dem Betrachter liegt.

Das Gesicht ist leicht aus der Mittelachse gewendet, die Augenlider sind etwas gesenkt, als nehme er genau Maß: Slevogt gibt sich Rechenschaft, prüft. Dem ruhigen, vertieften Beobachten entspricht die Struktur der Malerei, die zwar pastos und kräftig ist, in ihrer Dynamik aber große gestische Schwünge vermeidet zugunsten einer genaueren Modellierung.

Dienstag, 30. April 2013

Die Frau des Malers

Nini mit Katze, 1897, Öl auf Leinwand -- Vorlage: Slevogt-Galerie Villa Ludwigshöhe
Fast 50 Meisterwerke des Malers zeigt die derzeit laufende Ausstellung »Max Slevogt (1868–1932) — ein deutscher Impressionist zu Gast im Hofgartenschlösschen«. Eines davon stellt Dr. Sigrun Paas von der Max-Slevogt-Galerie der Villa Ludwigshöhe in Edenkoben, aus der ein Großteil der Leihgaben der Ausstellung stammt, so vor:

Slevogts Berliner Meisterschüler Fritz Heinsheimer schrieb in seinen 1968 erschienenen Erinnerungen an Max Slevogt auch über die große Katzenliebe von Slevogts Frau: »Nini Finkler liebte Tiere, und diese Liebe, vor allem die für Katzen, übertrug sie auch auf Max Slevogt. Nicht nur auf dem Gutshof auf dem Land, auch später in der Berliner Stadtwohnung hatten die Katzen überall Zutritt und durften sogar die Postermöbel zerkratzen.«

Mit diesem in Neukastel entstandenen Bild lässt uns der Künstler einen intimen Blick werfen auf eine häusliche »Siesta« von Mensch und Tier. Er schildert liebevoll die feinen Gesichtszüge der damals 33-jährigen Nini: Fast südländisch wirkt das Gesicht mit den dunklen dichten Brauen und dem sanft geschwungenen Mund, dessen zartes Rot sich deutlich von den übrigen Weiß- und Brauntönen des Bildes abhebt. Lediglich der rote Farbtupfer auf der Nasenspitze der Katze korrespondiert mit dem Lippenrot.