Mitglieder der Volkshochschule Wertheim und des Förderkreises
„Schlösschen im Hofgarten“ fuhren im Rahmen des Kunstgeschichtsseminars
unter Leitung von Dr. Jörg Paczkowski nach Oberbayern. Schwerpunkt der
Exkursion war die Umgebung rund um den Markt Murnau am Staffelsee. Neben
dem Kennenlernen der außergewöhnlichen Architektur dieser Gegend war
der Besuch von drei Museen, die in gewisser Weise einen Bezug zur
Sammlung des Hofgartenschlösschens haben, Ziel der Fahrt.
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„Museum der Phantasie“ in Bernried am Starnberger See |
Das
Spektrum der Besichtigungen reichte von der einzigen komplett erhaltenen
romanischen Kirche Oberbayerns in Altenstadt über die gotische Kirche
des ehemaligen Klosters Rottenbuch, die im 18. Jahrhundert barockisiert
worden war, bis zu dem bedeutenden, heute noch vollständig erhaltenen
Kloster Benediktbeuern. In dieser Anlage beeindruckte besonders der
sogenannte „Alte Festsaal“, der mit seinen zahlreichen Deckengemälden
die große Bedeutung des christlichen Glaubens thematisiert.
Auch das
legendäre Kloster Wessobrunn war Station der Fahrt. Der Sage nach eine
Gründung des Herzogs Tassilo, war das Kloster Ursprung einer der
bedeutendsten Stuckatorenschulen Deutschlands, die u.a. bis nach St.
Petersburg ausstrahlte. Höhepunkt der Exkursion war der Besuch der
faszinierenden Rokokokirche „Die Wies“, deren Gestaltung und Architektur
fragen lässt, wie dieses filigrane Bauwerk statisch überhaupt entstehen
konnte. Das aufwändige Bildprogramm um das Gnadenbild „Zum gegeißelten
Heiland auf der Wies“ betont die Herrlichkeit Gottes in der Zuversicht,
dass Christus die Welt heimholen wird. Die Lichtführung in der Kirche
beeindruckte besonders: durch das wandernde und kreisende Licht wird die
Sonne als Bauelement gleichsam in die Architektur einbezogen.
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Blick auf die Stadtsilhouette Murnaus |
Besichtigt
wurde während der viertätigen Exkursion darüber hinaus die Gemeinde
Murnau mit ihrer ungewöhnlichen Stadtkirche. Sie wurde unter dem
Einfluss eines Verwandten von August Moosbrugger (dieser war u.a.
Erbauer der Venantiuskirche in Wertheim) im 18. Jahrhundert errichtet.
Von dem
Wohnhaus der Malerin Gabriele Münter war die Ansicht der Stadt
mit Kirchturm und Schloss besonders eindrücklich zu bestaunen.
Immer
wieder weilten die expressiven Künstler um Gabriele Münter, Wassily
Kandinsky, Alexej von Jawlensky und Marianne von Werefkin Anfang des 20.
Jahrhunderts in Murnau. Sie hielten die dortige Landschaft auf ihren
Bildern fest und fanden den Weg zur klassischen modernen Kunst. Durch
das subjektive Empfinden der Maler verdrängte die Farbe allmählich die
eigentliche Form.
Auch im
Franz-Marc-Haus in Kochel beschäftigten
sich die Teilnehmer intensiv mit der klassischen Moderne und den Bildern
um die Künstlervereinigung des „Blauen Reiter“. Bei einer Führung durch
die Ausstellungsräume waren Originale von Franz Marc und auch Bilder
seiner Zeitgenossen zu sehen, von welchen sich auch Werke im Wertheimer
Hofgartenschlösschen befinden.
Deutlich wurde, wie in den Gemeinden
Murnau und Kochel die Kunst um diese Maler gegenwärtig ist und, dass
ihre Präsentation einen wichtigen Faktor für den Tourismus‘ darstellt.
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Das Münter-Haus in Murnau |
Abgerundet
wurde die Kunstreise durch den Besuch des
„Museums der Phantasie“ in
Bernried am Starnberger See, das die ungewöhnliche Sammlung von
Lothar-Günther Buchheim, beherbergt. Werke der Brücke-Maler Erich
Heckel, Karl Schmidt-Rottluff und Ernst Ludwig Kirchner (Sammlung
Gerlinger) waren dabei ebenso zu bestaunen, wie der Kosmos des
„Boot“-Schöpfers Buchheim.
Die Exkursion war der krönende Abschluss des VHS-Seminars „Kunstgeschichte am Beispiel Oberbayerns“ vom vergangenen Winter.
Fotos: Edda Behringer/Jörg Paczkowski