Otto Modersohn, Sommerhochwasser im alten Dorf, 1924, Öl auf Malpappe, Otto-Modersohn-Stiftung |
Die enge Verbindung der Modersohns zu Wertheim und Franken entstand 1916 und dauerte bis weit in die 1920er Jahre. Diese Zeit war geprägt von intensiven gemeinsamen Studienreisen Otto Modersohns (1865–1943) und seiner dritten Frau, Louise Modersohn-Breling (1883–1950), nach Wertheim und Würzburg.
Die Ausstellung im Schlösschen zeigt nun Werke, die in Fischerhude entstanden sind, wohin sich Otto Modersohn im Mai 1917 zurückgezogen hatte. In der folgenden Zeit wandelt sich seine Malerei hin zu flächigen, ganz transparent aufgebauten Bildräumen, die seinen Bildern den Eindruck von farbigen Geweben verleihen. Auch zeigt sich in diesen Arbeiten eine beziehungsreich ausgewogene Ordnung der Kompositionselemente, die Modersohns intensives Studium Cézanne‘scher Bilder spiegelt. Auch die Bilder des deutschen Expressionismus blieben nicht ohne Wirkung. In ganz eigener Weise versuchte er eine Anverwandlung dieser Einflüsse. Das Stoffliche tritt zurück, zugunsten des formal Gemeinsamen in der Natur.
Die im Modersohnsaal sonst ständig gezeigten Wertheim- und Franken-Bilder des Grafschaftsmuseums von Otto Modersohn und Louise Modersohn-Breling befinden sich derzeit als Wertheimer Leihgaben im Fränkischen Museum Feuchtwangen. Deshalb hat das Otto-Modersohn-Museum in Fischerhude die Arbeiten von Ulrich Modersohn nach Wertheim ausgeliehen, von dessen hinterlassenen Bildern und Zeichnungen bis heute nur wenige wissen.
Ulrich Modersohn, geboren 1913, fiel 1943 in Russland. Wie sein jüngerer Bruder Christian (1916–2009) hatte auch Ulrich als Sohn Otto Modersohns und seiner dritten Frau deren künstlerische Begabungen geerbt. Er besuchte nach einem kurzen Studium ab 1931 an der Bremer Kunstgewerbeschule von 1933 bis 1939 die Akademie der Künste in München. Vor allem wurde seine künstlerische Entwicklung durch das Erlebnis der Landschaften um Fischerhude und in den Allgäuer Alpen, wo die Familie seit 1930 ein Haus bei Hindelang besaß, beeinflusst.
Schon früh fand Ulrich Modersohn zu einer eigenen, ganz persönlich geprägten Ausdrucksform, die sich gegen das starke Vorbild des Vaters behaupten konnte und in der sein ernster, oft lyrisch gestimmter Wesenszug zum Tragen kommt. Auch die scheinbar vertraute norddeutsche Landschaft erscheint in den Bildern Ulrich Modersohns fremd und geheimnisvoll.
Ulrich Modersohn, Mondaufgang, 1937, Aquarell, Ulrich-Modersohn-Stiftung i. A. |
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